Wer mir auf twitter folgt, weiß, dass ich seit Jahresbeginn jeden Abend eine Lebenswert-Liste schreibe. Täglich twittere ich drei Dinge, die meinen Tag lebenswert gemacht haben unter dem Hashtag #lebenswert. 365 Tage lang, das ist der Plan. Mittlerweile schon über 180 mal.
Angeregt wurde ich durch einen Artikel in der Zeitschrift Flow. Darin wurden Menschen vorgestellt, die ein 365-Tage-Do-it-Yourself-Projekt begonnen haben. Als Beispiele waren dabei: Jeden Tag ein Häkel-Quadrat fertigstellen und am Jahresende zu einer großen Decke nähen. Jeden Tag ein Foto vom gleichen Ort oder vom Himmel machen. Oder jeden Tag ein Gericht kochen und fotografieren.
Die Idee hat mich sehr angesprochen und ich hatte Lust, so etwas auch mal zu probieren. Zwei Anforderungen hatte ich an mein Projekt: es sollte leicht zu machen und unabhängig von Ort und Zeit sein. Ich wollte mich nicht schon durch übergroße Anforderungen am Durchhalten hindern. Und es sollte etwas mit mir und meiner Tätigkeit zu tun haben. Als Coach unterstütze ich Menschen dabei, zu mehr Zufriedenheit in Beruf und im Leben zu finden, kurz mehr Lebenswert zu haben. So kam mir die Idee, jeden Abend drei Dinge zu notieren, für die ich dankbar bin, die meinen Tag besonders gemacht haben. Aus der positiven Psychologie kommt die Hypothese, dass bereits diese kleine Übung – regelmäßig ausgeführt – dazu beiträgt, glücklicher und zufriedener zu werden.
Nun twittere ich seit mehr als sechs Monaten jeden Abend. Zu Beginn war es entweder ganz leicht am Abend drei Dinge zu nennen, die den Tag lebenswert gemacht haben, weil es eben ein toller Tag war, an dem viel und viel Schönes passiert war. Oder eher schwierig an solchen Tagen, die völlig unspektaktulär verlaufen sind, z.B. mit viel Büroarbeit und Alltag.
Doch dies hat sich im Lauf der Zeit verändert, mein Blick auf das Geschehen hat sich verändert. Ich nehme anders wahr, da ich weiß, am Abend schreibe ich meine Lebenswert-Liste und blicke zurück. Der Fokus ist daher schon tagsüber darauf gerichtet, was den Tag, mein Leben bereichert. Ich registriere viel öfters, wow, das ist jetzt aber toll. Ich freue mich an Dingen, die ich in der Hand habe, an Begegnungen mit Menschen, an einfachen Dingen, wie in der Sonne radeln oder in diesen Tagen abends wieder lange draußen sitzen und z.B. noch einen Sprizz trinken. Ich nehme Dinge wahr, die sonst einfach ohne große Beachtung vorübergegangen wären. Ja, ich suche sogar explizit danach, was jetzt im Moment schön ist, gerade auch wenn der Tag ziemlich stressig oder sogar nervig ist. Und ich sorge besser für mich. Mache mittags eine Pause und geh in die Sonne, trinke einen Espresso in der Bar, mache einen Anruf bei einer lieben Freundin, nehme am Abend ein Bad oder koche eines meiner Lieblingsgerichte. Ich merke, es gibt so viele und gerade auch kleine Möglichkeiten, das Leben schön und lebenswert zu machen. Das Beste daran, diese Aneinanderreihung von kleinen Glücksmomenten trägt wirklich dazu bei, das Leben mehr zu genießen. Als Leben wie es gut und richtig für mich ist.
Vielleicht hast Du ja Lust, mir zu schreiben, was Deine #lebenswert-Momente sind oder Du twitterst diese auch unter #lebenswert. Ich bin gespannt.